So könnte Schule sein
Wenn man Erwachsene nach ihren Erinnerungen aus der Schulzeit fragt, bekommt man wenig Positives zu hören. Bei den Beschreibungen stehen deutlich das soziale Miteinander und das Erleben mit den Mitmenschen im Vordergrund. Was Schule eigentlich ausmachen sollte, lernen und Leistung erbringen, sind in der Wahrnehmung und inder Erinnerung meist zweitrangig. Sehr viel stärker vertreten sind dagegen schöne, traurige, ärgerliche, komische oder auch tragisch-komische Begebenheiten mit Lehrern und Lehrerinnen, Berichte über Freundschaften und Konflikte mit den Mitschülern und Erlebnisse auf Klassenfahrten- kurz: die soziale Dimension des Schullebens steht fast immer deutlich im Vordergrund.
Es geht in der Schule nicht darum, dass wir die Kulturgüter Lesen, Schreiben, Rechnen von einer in die nächste Generation bringen. Es geht darum, dass wir den Geist immer wieder neu entfachen, der diese Kulturgüter hervorgebracht hat. Heinrich Roth, dt. Pädagoge Schule ist kein Ort, an dem es darum geht, einfach nur zu funktionieren, wie es das lernumfeld will. Eine Dressur kann nicht funktionieren, weder mit Belohnung (z.B. Versetzung) noch mit Bestrafung (schlechte Noten, oder sitzen bleiben). Es muss darum gehen Schüler zu begeistern, sie einzuladen, das vorhandene Wissen der Welt kennen lernen zu wollen. Ein erheblicher Teil des Lernens findet außerhalb der Schule statt. Vor allem Eltern sehen sich täglich mit der Frage konfrontiert, ob und in welcher Form sie die Bearbeitung der Hausaufgaben begleiten, mit ihrem Kind nicht beherrschte Fertigkeiten einüben und ihr Kind bei der Vorbereitung von Klassenarbeiten unterstützen sollen. Das authentische Interesse am eigenen Kind stärkt die Potentiale des Kindes.
Vorliegende Untersuchungen zeigen, dass Eltern mehrheitlich bereit sind, sich um die schulischen Belange ihrer Kinder zu kümmern und ihre Kinder beim Lernen zu unterstützen. Das aktive Interesse der Eltern ist vielleicht die bedeutendste Hilfe für das Schulleben der Kinder. Das wirkliche Interesse, die eigenen Kinder kennenzulernen, ist das Wichtigste, was wir für sie tun können. Sie kommen als Fremde auf die Welt und können unsere Freunde werden. Die Unterstützung durch die Familie bzw. das soziale Umfeld ist elementar. Wenn Schulen und Familien zusammenarbeiten, wirkt sich dies positiv auf ihre Gewohnheiten, ihr Verhalten und ihre Leistungen aus. Wenn alle ¡n der Schule zusammenarbeiten, hat jeder etwas davon, ganz besonders aber die Kinder!
Schulisches Lernen und soziale Erfahrungen gehören kategorisch zusammen. Schulen bzw. Bildungseinrichtungen sind ein System, welches aus Schülern, Lehrern, Sozialpädagogen, Schulpsychologen, Fachpersonal und Eltern besteht. Das System Schule Ist vergleichbar mit einem lebendigen Organismus. Es bezeichnet allgemein eine Gesamtheit von Mitwirkenden, die so aufeinander bezogen bzw. miteinander verbunden sind und in einer Weise wechselwirken. dass sie als eine aufgaben-, sinn- oder zweckgebundene Einheit angesehen werden können. Damit das System gut funktioniert, bedarf es einer Zusammenarbeit zwischen allen (System ische Vorgehensweise).
Qualität zwischenmenschlicher Zusammenarbeit im Sinne der intuitiven, gefühlsmäßigen und sozialen inneren Verbundenheit spielen sich hauptsachlich auf der Beziehungsebene ab. Das System Schule sollte die Arbeit auf Beziehungs ebene in den Vordergrund stellen. Das bedeutet für Schulen: Die fachliche Kompetenz eines Lehrers sowie seine methodischen Fahigkeiten oder das Schulinteresse der Schüler sind wichtige aber keineswegs ausreichende Garantien für erfolgreichen Unterricht. Sie wirken sich laut dem Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick allenfalls zu 20% auf den Unterrichtserfolg aus.80% des Unterrichtserfolges der Schüler ist abhängig von der Beziehung zwischen Lehrern und Schülern. Erfolgreicher Unterricht hat also gute Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern als Voraussetzung.
Zur Entwicklung und Vertiefung von Beziehungen sind Offenheit, Ehrlichkeit und Verlässlichkeit notwendig! Lehrer, die daran interessiert sind, die jungen Menschen, die sie vor sich haben,zu erreichen, sollten also zuerst eine tragfähige, authentische Beziehung schaffen (Selbstbeziehung Lind Selbstbild), bevor die Kinder von ihnen lernen können. Alle Lieblingslehrer der Kinder wissen das, genau dieses Verhalten macht sie ja zu Lieblingslehrern. Die Wissensvermittlung um die Wichtigkeit der Beziehung — um Lernen zu können — sollte in der Lehrerausbildung gestärkt werden.

Kinderkram, Nr. 146 Februar 2013 - So könnte Schule sein
Artikel (mit direkter Downloadmöglichkeit)
Neueste Kommentare